Landschaften

zicht op Zandbergen vanaf de Molenbeek; 1933Die vielen Landschaften, die Jan DE COOMAN in einem Zeitraum von ca 30 Jahren malte, sind heute über das ganze Land und im Ausland, sogar in Amerika, verbreitet.

Zwei markante Eigenschaften bestimmen den Wert und die Bedeutung dieser „Landschaften“, nämlich die graphische Präzision und der Farbensinn. Hinzu kommt noch seine poetische Exaltation für die stattliche Größe der Süd-Flämischen Ardennen, mit Geraardsbergen und seine Umgebung als Mittelpunkt.

Allein Jan DE COOMAN kannte das Geheimnis und beherrschte die Kunst der unbefangenen und ungezwungenen kalligraphischen Veräußerlichung mit welcher der Künstler das auswendige Geschehen in tadellose Formschönheit umsetzt.

Sein Kolorit besteht aus Einkehr und Ernst, ohne glänzende Bravour und Überschwenglichkeit. Der Maler machte sich die Eigenschaft der Einfachheit, Bescheidenheit und Wahrheit, die wir dermaßen bei dem Engländer John Constable und bei den Meistern der Barbizon-Schule bewundern und die unsere eigenen großen realistischen Maler, Hippoliet Boulenger, Isidoor Verheyden, Theo Verstraeten, Frans Courtens und andere übernahmen, zu eigen. Jan DE COOMANS stylistischen Züge haben es, hauptsächlich in seinen feinen, äußerst gefühligen, vor Ort gemalten Werke, mit unseren großen Realisten gemein, daß sie nie Heftigkeit und Leidenschaft ausdrücken, sondern mit fühlbarer Frömmigkeit das sagen, was sie zu sagen haben.

Nichts in seinem Styl weist auf Geflatter und Unaufrichtigkeit oder wird durch dürren Archaismus vertrübt. Der Styl drückt mit Ruhe, Frieden und Deutlichkeit die innerliche Gemütsbewegung des Künstlers aus.

Jan DE COOMANS Landschaften sind poetische Evokationen der Umgebung von Geraardsbergen. Die einfache, ländliche Schönheit ist für den Maler ein Symbol und Ideal, dessen Wesenheit er auf konkrete Weise veranschaulicht. Er zeigt uns, wie die Jahreszeiten im Verlaufe der Zeit das Land in stets neue Märchenlandschaften umzaubern, wie die Bäume flüstern, wie die Winde musizieren, wie die Wolken, wie mächtiger Weihrauchqualm in den stattlichen Naturtempel emporsteigen, wie sich die glühenden Hügel in dem blauen Nebel aufwehen. Er erschließt uns den einzigartigen Charakter von Zandbergen, seine tiefe Frommheit, Güte und Heiterkeit, die völlig im Einklang mit der kristallinen Zerbrechlichkeit seines eigenen Wesens stehen. Jan DE COOMAN ist der subtile Poet dieses allerschönsten, in weiten Horizonten auslaufenden Landes.

De Bloeiende Perelaar„De bloeiende perelaar“ (Der Blühende Birnbaum) in drei Varianten, jeweils verschieden doch mit der gleichen Gefühlsfrische und feinen Tonart, ist u.E. der überzeugende Beweis seiner technischen Meisterschaft, auf eine pure poetische Emotion erhaben. Ein blühender Birnbaum neben einer Strohhütte : weiter nichts, eine äußerst kärgliche Naturgegebenheit.

Die Ausführung, voller Geschicklichkeit und Einsichtskraft, zwingt jedoch unsere Bewunderung. Der atmosphärische Zusammenhang ist blau, samtartig, sanftfließend blau, mit einer melodischen Modulation aus sehr reinem und sanftem Weiß : Elfenbeiweiß im großartigen Strauß des blühenden Baumes, ein milchweiß glitzernder Lichtflecken auf dem bekalkten Mäuerchen, cremeweiß für das Horizont. Ein begeisteter französicher Kunstkritiker schrieb bezüglich des „Blühenden Birnbaums“ : „C’est une merveille“. Dieses Gemälde ist in der Tat ein Wunder von feinsinniger Sinnlichkeit und zartbesaiteter Empfindlichkeit, eine geordnete Komposition, frei von jeder Oberflächlichkeit und Schöntuerei. Es ist spröde wie ein Gedicht von Guido Gezelle.

Onkerzele (1948)Seine großen Sommerlandschaften „Onkerzele“ sind wirklich bemerkenswert. Dieses von Jan DE COOMAN bis zu zehnmal auf verschiedene Weisen behandelte Thema ist jeweils ein Beweis seines Könnens. Hinter dem Wald von Onkerzele liegt das geraardsbergische Land wie eine panoramische Offenbarung : unmeßbar und unbewegt, ein Meer von Grün und unendlichem Blau in tiefen Horizonten.

Diesen stattlichen Aufwand, den Breugel in seinen Landszenen wie unvergeßliche Naturschönheiten für das Vergnügen unserer Augen hervorzauberte, zeigt uns Jan DE COOMAN in unberührter, naturgetreuer Ehrfurcht. Darin liegt gerade seine Vision und seine Interpretation : eine unabwendbare impressionistische Empfindlichkeit situiert die Allmacht des Augenblicks mit einer spontanen Aufrichtigkeit und Genauigkeit.

Jan DE COOMAN zeigt in seinen gesamten Gemälden seine Vorliebe für die Bäume. Er ist sehr von ihrer ehrfurchtgebietenden Majestät gerührt. Es ist verständlich, daß ein dermaßen begabter Zeichner wie Jan DE COOMAN in das launenhafte Spiel der rauschenden Äste und Zweige und den witzigen Stämmen Gefallen fand.

paysage sous la neigeEr behandelte die Schneemotive stets mit großer Gierigkeit. Die im Winter 1939-1940 monatelang märchenhaft beschneite Landschaft ermöglichte es dem Maler, die Schneelandschaften nach Lust und Laune von seinem berühmten Wagen aus zu malen. Die Gemälde aus dieser Zeit geben den zarten, reinen Flaum des Straßenrandes, das delikate Verstauben des endlos weißen, trübseligen, verlassenen Raumes, in dem die Geräusche verstummen und die schwarzen, schneebelasteten Bäume aus lauter Einsamkeit in der dumpfen Luft stöhnen, meisterhaft wieder. Die Schneelandschaft badet in einer Atmosphäre von kristalliner Stille.

Es ist zu bemerken, daß Jan DE COOMAN nur selten die menschliche Figur in seinen Landschaften einführt. Uns ist lediglich ein Gemälde bekannt : „Ernteland“. Im Vordergrund dieses Gemäldes ziehen zwei Kühe eine geladene Karre.Der abstützende Bauer hält die Hand an die Deichsel.

Bezüglich seines mangelnden Interesses für die menschliche Gestalt erklärte einst der Künstler :

„Die Landschaft besteht aus Land und Wolken, Stamm und Baum, Heuhaufen und Sandwegen. Das ist für mich wie ein Stückchen Paradis, der Park in dem der Herr seinen täglichen Spaziergang macht. Wenn ich eine Landschaft male bin ich von Demut, Ehrfurcht und Respekt erfüllt. Ich fühle die Anwesenheit Gottes. Die Natur ist für mich wie ein aus der Schöpfungsstunde enstandenes Heiligtum. Sie bleibt und wird für alle Zeiten unverändert und unberührt bleiben. Ihre Schönheit ist immerwährend. Warum sollte ich diese ewige Pracht mit Menschengestalten verunzieren und mit ihnen die Zeit andeuten, dort wo sie in Wirklichkeit nicht besteht ? Mir reichen Himmel und Wolken, Äste und Blesse, Feldfrüchte und grüne Wiesen und hauptsächlich die ständigen, zauberhaften Farbänderungen allerseits. Um die Natur zu malen, muß ich sie fühlen, schmecken und riechen können. Ich imprägniere meine Sinne ihres Genusses und schütte es dann insgesamt in Farben und Linien, genauso wie ich es empfinde, aus. Nein, Unser Herr und die Natur sind eins, so empfinde ich es, wenn ich die Natur male“.

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